Kirche

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Papst und Politik: (F. B. 10.2011)

Hat die Kirche uns heute noch etwas zu sagen?

Ihr Abtrünnigen, wisset ihr nicht, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.“

Jakobus 4, Vers 4

Anlässlich seines Deutschlandbesuchs im September dieses Jahres hat Papst Benedikt XVI. im Bundestag eine vielbeachtete Rede gehalten, eine durchaus politische Rede als Bischof von Rom und Oberhaupt der katholischen Christenheit.

Was der Papst unseren Politikern ins Stammbuch geschrieben hat „über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaats“, ist angesichts der zunehmenden Verwahrlosung der politischen und parlamentarischen Sitten äußerst bemerkenswert.

Die Politik müsse „Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen.“

„Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, zitierte er den heiligen Augustinus. In Grundfragen des Rechts reiche das Mehrheitsprinzip nicht aus, vielmehr müs­se jeder Verantwortliche seine Orientierung suchen, was letztlich eine Gewissensentscheidung bedeutet.

Die Gewissensfreiheit der Abgeordneten ist in unserem Rechtssystem formal verankert, nur – gilt sie noch? Die politische Praxis in unserem Land lässt daran mehr und mehr Zweifel aufkommen.

Jüngstes Beispiel ist der Streit zwischen Kanzler­amtschef Pofalla und dem CDU-Abgeordneten Bosbach, der gegen die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms gestimmt hatte.

Als Bosbach, von Pofalla zur Rede gestellt, sich auf sein Gewissen berief, soll Pofalla geantwortet haben: „Laß mich mit so einer Scheiße in Ruhe!“

Diese Grundhaltung und der respektlose Umgang mit Andersdenkenden erstreckt sich auf fast alle Bereiche der Politik und des öffentlichen Lebens. Anpassungszwang, Denunziantentum und Hetz­kampagnen vergiften das politische Klima. Zudem scheint die herrschende Klasse dem eigenen Volk immer weniger zu trauen. Der „Staatstrojaner“, ein Überwachungsprogramm von Orwellscher Dimension, ist ein aktuelles Beispiel dafür.

Einer der Gründe für diese Verrohung der politischen Sitten ist sicherlich die Abkehr von unseren kulturellen, eben christlich geprägten Wurzeln. Die neue Multikultusideologie liefert das Alibi für Gewissenlosigkeit und Opportunismus.

Lassen wir noch einmal den Papst zu Wort kommen:

„Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas.

Sie hat im Bewusstsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist.“

Man kann nur hoffen, dass diese mahnenden Worte des Papstes nicht ungehört verhallen.

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